Mundmotorik verbessern – Tipps für Zuhause

Mundmotorik

Eine gute Mundmotorik spielt eine entscheidende Rolle für die Sprachentwicklung, das Schlucken und das Kauen. Die Muskulatur rund um den Mundbereich muss dabei verschiedene Bewegungen präzise und koordiniert ausführen. Bei einer Beeinträchtigung dieser Muskulatur, die besonders oft im Kindesalter festzustellen ist, ist das Trainieren mithilfe bestimmter Übungen essenziell. Diese müssen nicht im Beisein eines Logopäden ausgeführt werden, sondern können auch einfach Zuhause Anwendung finden.

Was umfasst die Mundmotorik?

Die Mundmotorik beschreibt die Bewegungsfähigkeit der Lippen, der Zunge und des gesamten Kieferbereichs. Zu den wesentlichen Aspekten der Mundmotorik gehören dabei die muskuläre Kontrolle und die Koordination der Mundbewegungen, die für Sprachlaute, Mimik sowie das Schlucken und Kauen notwendig sind. Die Fähigkeit, präzise Bewegungen mit der Zunge und den Lippen auszuführen, ist ausschlaggebend, um die sprachlichen Fähigkeiten von Kindern zu fördern.

Mundmotorische Funktionen entwickeln sich bereits in der frühen Kindheit und prägen sich durch alltägliche Aktivitäten wie das Saugen, Schlucken und die ersten Sprachlaute aus. Ein gut entwickeltes muskuläres Zusammenspiel der Mundmuskulatur unterstützt nicht nur die Artikulation, sondern wirkt sich auch positiv auf die Kiefer- und Zahnstellung aus. Ist diese Muskulatur jedoch zu schwach oder in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, kann dies zu funktionellen Störungen im Mund- und Gesichtsbereich führen, die oft gezielte Förderung erfordern.

Warum ist eine gute Mundmotorik wichtig?

Eine gesunde Mundmotorik bildet die Basis für eine klare Aussprache und ein problemloses Kauen und Schlucken. Der Entwicklungsprozess der Mundmotorik hängt eng mit der Sprachentwicklung zusammen. Kinder, deren Mundmuskulatur ausreichend trainiert ist, können meist besser artikulieren und Sprachlaute kontrollierter formen. Fehlt diese motorische Kontrolle, führt das oft zu Problemen beim Essen und bei der Lautbildung, was sich negativ auf die Sprachentwicklung und das Selbstbewusstsein auswirken kann.

Auch für die Zahnentwicklung und Kiefergesundheit ist eine ausgeprägte Mundmotorik von Vorteil. Regelmäßige Lippen-, Zungen- und Pusteübungen tragen zur Stärkung der entsprechenden Muskelpartien bei und können Fehlstellungen vorbeugen.

Myofunktionelle Störungen

Myofunktionelle Störungen (MFS) bezeichnen motorische Funktionsstörungen im Bereich der Mundmuskulatur, die häufig mit einer schwachen Lippen- und Zungenmuskulatur einhergehen. Eine häufige Ursache sind ungünstige Angewohnheiten wie das dauerhafte Nuckeln an Schnullern oder ständiges Daumenlutschen, die die Muskelkoordination negativ beeinflussen können. Kinder mit MFS atmen oft durch den Mund, haben eine offene Mundhaltung oder legen die Zunge zwischen die Zähne, was zu Sprachproblemen oder Zahnfehlstellungen führen kann.

Therapeutische Maßnahmen in der Logopädie, wie etwa regelmäßige mundmotorische Übungen, sind darauf ausgelegt, die Zungen- und Lippenmuskulatur zu stärken. Dies fördert nicht nur die Beweglichkeit der Zunge und verbessert die Schlucktechnik, sondern kann langfristig auch die Sprachentwicklung positiv beeinflussen und somit spätere kieferorthopädische Eingriffe reduzieren.

Übungen zur Förderung der Mundmotorik

Die allgemeine Förderung der Mundmotorik kann bereits mit einfachen Alltagsübungen beginnen, bei denen Eltern und Kind gemeinsam aktiv sind. Grundlegende Aktivitäten wie Kauen, Nuckeln und Saugen fördern die Kiefer- und Zungenmuskulatur. Regelmäßige Wiederholung unterstützt dabei das Training und kann spielerisch in den Tagesablauf integriert werden. Kneten, Malen und das Bauen mit Bausteinen sind ebenfalls hilfreiche Übungen, da sie die Feinmotorik und damit indirekt auch die Mundmotorik stärken.

Lippenübungen

Lippenübungen sind wichtig, um die Kontrolle über den Mundschluss und die Lippenbewegung zu verbessern.

  • Stift halten: Hierbei wird ein Bleistift oder dünner Stab oberhalb der Oberlippe platziert, und das Kind muss diesen durch Zusammendrücken der Lippen halten. Das Ziel ist, dass der Stift möglichst lange ohne Unterstützung fixiert bleibt, was die Lippenmuskulatur kräftigt.
  • Kussmund-Übungen: Das Kind formt mit den Lippen einen Kussmund und hält diese Position für einige Sekunden. Dann entspannt es den Mund und wiederholt den Vorgang. Eine Variante davon ist das „Fischgesicht,“ bei dem zusätzlich die Wangen eingezogen werden, was die Lippen- und Wangenmuskulatur trainiert.
  • Lippenpresse mit Strohhalm: Der Strohhalm wird zwischen die Lippen genommen und so fest wie möglich zusammengedrückt, ohne die Zähne zu verwenden. Das Kind soll versuchen, den Strohhalm dabei leicht zu bewegen und nach rechts und links zu schieben – eine anspruchsvolle Übung, die Lippenbeweglichkeit und Präzision fördert.

Zungenübungen

Zur Förderung der Zungenbeweglichkeit bieten sich verschiedene Zungenübungen an.

  • Essensreste ablecken: Auf die Lippen oder auf einen Teller wird ein kleiner Tropfen Joghurt, Honig, Apfelmus o.ä. aufgetragen. Das Kind leckt das Lebensmittel ab, wobei es den Mund geschlossen halten soll. Diese Übung fordert die Beweglichkeit und Koordination der Zunge.
  • Zungenspitzenstimulation: Die Zungenspitze wird gegen den Gaumen gedrückt und sanft hin und her bewegt. Alternativ kann das Kind mit der Zunge die obere Zahnreihe abfahren, ohne den Kopf zu bewegen. So wird die Präzision und Kraft der Zungenspitze trainiert.
  • Kakaopulver auf der Zunge balancieren: Ein wenig Kakaopulver oder Brausepulver wird auf die Zungenspitze gegeben. Das Kind soll den Mund leicht öffnen und die Zunge ruhig halten, sodass das Pulver nicht herunterfällt. Dies trainiert die Kontrolle und die Stabilität der Zunge.
  • Zungenkreis: Das Kind bewegt die Zunge im Kreis um die Lippen herum – zunächst im Uhrzeigersinn, dann gegen den Uhrzeigersinn. Diese Bewegung verbessert die Geschicklichkeit und Dehnbarkeit der Zunge.
  • Pferdegeräusche nachahmen: Das Kind lässt die Lippen flattern, indem es mit der Zunge gegen die Gaumenwand drückt. Diese Übung stärkt die gesamte Mund- und Zungenmuskulatur und sorgt für eine bessere Kontrolle der Zungenlage.

Pusteübungen

Pusteübungen stärken die Lippenmuskulatur und sind besonders gut geeignet, um die Atemkontrolle zu fördern. Durch das regelmäßige Training solcher Übungen lässt sich die Ausdauer und Kontrolle der Lippenmuskulatur nachhaltig steigern.

  • Taschentuch pusten: Ein leichtes Taschentuch wird vor das Gesicht gehalten, und das Kind pustet es so an, dass es in der Luft flattert. Die Herausforderung besteht darin, das Taschentuch konstant in Bewegung zu halten. Dies fördert die Ausdauer und Atemkontrolle.
  • Kerze auspusten: Eine Teelichtkerze wird in sicherer Entfernung aufgestellt, und das Kind soll sie vorsichtig auspusten. Die Entfernung kann mit der Zeit vergrößert werden, sodass die Pustkraft schrittweise steigt. Alternativ kann das Kind versuchen, die Flamme nur leicht flackern zu lassen, was die Atemdosierung trainiert.
  • Wattebäusche pusten: Wattebäusche oder Tischtennisbälle werden auf einem Tisch platziert, und das Kind pustet sie über eine gezeichnete Ziellinie. Diese spielerische Übung stärkt die Atemmuskulatur und motiviert zusätzlich durch den spielerischen Wettbewerb.
  • Seifenblasen pusten: Seifenblasen fördern nicht nur die Lippen- und Atemmuskulatur, sondern sind auch ein beliebter Zeitvertreib. Das Kind pustet vorsichtig, um möglichst viele Blasen zu erzeugen. Diese Übung unterstützt die Atemdosierung und Lippenkraft.
  • Pustespiel mit Trinkhalm: Ein leichter Gegenstand wie ein Wattebausch wird durch einen Strohhalm auf einem Tisch angepustet und durch ein selbst gemaltes Labyrinth gelenkt. Die Atemsteuerung und Lungenkraft werden dabei optimal gefördert.

Ihre Logopädiepraxis in Greven, Münster und dem Münsterland

Sie möchten mehr über die Übungen zur Verbesserung der Mundmotorik erfahren? Sie benötigen Unterstützung oder haben weitere Fragen im Bereich der Logopädie? In der Logopädie Praxis Jopp beraten und informieren wir Sie gerne.

Rufen Sie uns einfach an und machen Sie einen Termin aus!

Wir empfangen in unserer Logopädie Praxis Jopp in Greven auch Patienten aus den umliegenden Städten und Kreisen Osnabrück, Münster, Emsdetten, Steinfurt, Nordwalde, Hasbergen, Lengerich und anderen Orten.